Nachdem ich viele Jahre den gängigen Trends nachjagte, war ich irgendwann müde auch noch den nächsten Trend zu kaufen. Bei genauerem Hinsehen, war ich durch die modische Veränderung gar nicht zufriedener geworden. Aber mein Schrank dafür sehr viel voller. Ich fragte mich, ob es sinnvoll ist was ich da tue. Denn irgendwie hat es sich sehr danach angefühlt, als würde ich einem Ideal nacheifern, welches gar nicht meins ist. Fragen wie
- wie sieht man aus, wenn man erfolgreich ist?
- wie sehe ich als moderne Mutter aus?
- wie bringe ich einen lockeren Lebensstil rüber?
Tausende Fragen beschäftigten mich. Aber nie die Frage, wie ich eigentlich aussehe, wenn ich Ich bin. Und das ist die Krux an der Sache mit dem eigenen Stil. Hierüber möchte ich heute schreiben. Wie entwickeln wir diesen Stil, der sich in einem fremden Idealbild spiegelt? Und wie schaffen wir es, wieder mehr unserem eigenen Stil zu entwickeln? Es mag zunächst um Kleidung gehen, aber du wirst sehen, dass der eigene Stil etwas ist, was sich in allen Lebensbereichen widerspiegelt und weit über den Aspekt Kleidung hinaus geht.
Lasst uns also darüber sprechen, wie sich ein Stil entwickelt, wer ihn formt, wie und in welchem Umfang wir ihn letztendlich zum Ausdruck bringen. Du wirst danach wahrscheinlich eine andere Sicht auf deinen eigenen Stil haben.
Wir alle besitzen ein Selbstkonzept von uns (unsere Ansichten, Glaubenssätze und Realitäten) und ein Idealkonzept (das wonach wir alle streben). Das hat nichts mit Selbstoptimierung zu tun. Der Mensch ist dazu veranlagt (wie alles in der Natur) zu wachsen und zu blühen. Stillstand ist nie wirklich ein Ziel. Das bedeutet, wir erkennen uns selbst und erkennen das, was wir sein können und streben danach- vollkommen gesund.
Hier ein kleines Experiment für alle die Kinder, Patenkinder oder Enkelkinder haben (die Nachbarskinder tun´s auch): Gib ihnen den Auftrag sich mal so richtig schick zu machen. Es gibt keine Regeln, aber sie sollen sich so schick machen, dass sie sich ganz großartig fühlen. Wichtig ist, dass die Kinder unter 6 sind, denn danach beginnen sie, unsere Vorstellungen von Schönheit zu übernehmen. Du wirst sehr überrascht sein, wie das Idealbild des Kindes aussieht. Es entspricht auf keinen Fall den perfekt weiß- grauen Instagram Bildern die wir alle so lieben =)
Man könnte also sagen, Kinder haben ihren eigenen Stil. Den haben sie beim Anziehen, beim Malen, beim Backen und auch beim Sprechen und Geschichten erzählen. Ich würde sogar behaupten, je weniger ihr Ausdruck mit „richtig“ oder „falsch“ bewertet wurde, desto freie ist die Gestaltung der eigenen Person. Irgendwann in den frühen Kindheitsjahren beginnen wir dann unsere Glaubenssätze zum Thema Schönheit zu bilden. Wir übernehmen dabei ganz viel von unseren Eltern und den Menschen in unserer Umgebung, vor Allem von den gleichgeschlechtlichen. Wir beginnen zu erkennen, dass jemand „zu dick“ ist, dass jemand „komische Haare“ hat und dass jemand „unmöglich aussieht“. Und weil wir Menschen immer bestrebt sind, dazu zu gehören und zu gefallen, beginnen wir instinktiv dies zu übernehmen und für uns selbst zu vermeiden. So entsteht unser Selbstkonzept und auch das Idealkonzept. Natürlich immer angelehnt an unsere eigene Persönlichkeit. In wie weit diese Konzepte aus uns heraus entstehen oder angepasst sind an unsere Umgebung ist unterschiedlich. Das kommt darauf an, wie sehr wir uns selbst ausdrücken dürfen und auch wie sehr wir das überhaupt wollen.
Jetzt haben wir in den letzten Jahre eine extreme visuelle Überreitzung durch Zeitschriften, Bilder, Filme, Social Media, die uns beeinflusst. Das alles geschieht ganz subtil und wir merken gar nicht, wie z.B. die Werbebilder uns beeinflussen. Aber sie tun es. Laut einer Studie kaufen wir durchschnittlich 60 Kleidungsstücke pro Jahr pro Person. Wenn wir die nun alle 5 Jahre behalten würden, dann hätten wir 300 Teile alle 5 Jahre. Das hat nichts mehr mit einem langlebigen Stil zu tun. Und oftmals fragen wir uns, warum wir das Teil überhaupt gekauft haben (Stichwort Fehlkäufe).
Wurde also in den ersten Jahren unser Stil durch eigenes Erleben und Ausprobieren geformt, beginnen wir später uns an unserem Umfeld zu orientieren. Mit Beginn der Pubertät erleben wir eine große Identitätskriese und unser Stil definiert sich neu. Das ist enorm wichtig für unsere Entwicklung, aber in sofern auch problematisch, als dass sich Teenager oft mit einem Idealbild messen, welches in der Realität gar nicht existiert. Als Make Up Artist habe ich von Natur aus sehr hübsche Menschen 3 Stunden und länger in der Maske gehabt bis sie auf ein Cover kamen. Auch Instagram Profis zeigen nur ihre hübsche Seite. Ich war oft erschrocken, als ich sie in der Realität sah. Es gibt also eine Scheinwelt, mit der wir uns beginnen zu vergleichen. Das ist zum Scheitern verurteilt und zerstört den eigenen Stil. Die Identiätskriese, die ohnehin schon ätzend ist, wird dadurch befeuert.
Wenn wir erwachsen werden, beginnen wir mehr und mehr wieder unseren eigenen Stil mit einzubringen. Aber auch als Erwachsener orientieren wir uns mit unserem Idealbild an den Medien und Trends. Als frisch gebackene Mama war es eine zerstörerische Angewohnheit von mir, mir Celebrities und Influencer anzusehen, die auch gerade entbunden hatten und, oh Wunder, schon wieder Tip Top aussahen. Gerade Instagram ist der Tod des Selbstwertgefühls einer jungen Mutter!
Es gibt Phasen in deinem Leben, in denen es ganz entscheidend ist, das Idealkonzept zu formen und zwar OHNE Einfluss von Außen.
- die späte Pubertät (16 bis 18), die Zeit der Berufsorientierung und der Beginn ins Erwachsenen Alter
- nach der ersten Beförderung
- nach der Geburt der Kinder
- Wiedereinstieg in den Beruf/ Berufliche Veränderung
- nach einer Trennung
- Rentenbeginn
Das sind die Zeiten, in denen die meisten Freuen zu mir kommen. In diesen Zeiten erleben sie einen enormen Umbruch, der immer auch mit der Frage „wer will ich (jetzt) sein“ zusammen hängt. Es ist wichtig, in diesen Zeiten ein bisschen weniger von außen zu konsumieren und sich wieder mehr auf sich selbst zu besinnen. Denn diese Umbrüche bieten uns die Chance, ganz bewusst den eigenen Stil weiter zu entwickeln. Manchmal kommt dieser Punkt auch ohne großes Lebensereignis aus, nämlich in dem man sich ganz einfach weiterentwickelt hat und feststellt, dass man emotional nicht mehr in die alten Sachen passt.
Manchmal passen wir emotional nicht mehr in die alten Sachen. Persönliche Weiterentwicklung will sich immer auch nach Außen zeigen.
Und sicher fragst du dich jetzt, was du tun kannst, um wieder mehr zu deinem eigenen Stil zu finden. Den ersten Schritt hast du schon getan. Indem du auf meine Website gegangen bist und diesen Artikel bis hier her gelesen hast, bist du mitten drin im Prozess. Hier noch ein paar Tipps, die du selbst unternehmen kannst, um mehr und mehr zu deinem Stil zu finden.
Bestandsaufnahme vom Selbstkonzept
Denke mal darüber nach, welche deine Glaubenssätze bezüglich Schönheit und eigener Ausdruck sind. Gibt es Dinge, die du dir nicht erlaubst weil du glaubst du seist -zu klein – zu groß -zu dick -zu dünn -zu alt -zu jung, etc. Schreib dir diese Dinge mal auf und überlege ob das tatsächlich stimmt. Vielleicht verbietest du dir etwas, was du eigentlich ausdrücken möchtest.
Shoppingpause
Dürfte uns in der aktuellen Zeit nicht allzu schwer fallen, aber ich meine auch und vor allem Pause vom Online Shopping! Hier wirst du nämlich mit schönen Bildern a la „so könntest du aussehen“ gefüttert. Und glaube mir, Katalogaufnahmen kommen selten ohne Tricks aus. Wenn du dich eine Zeit lang mehr mit den Teilen beschäftigst, die du bereits besitzt, kannst du ein Gespür dafür bekommen, welche Teile du wirklich magst.
Was magst du wirklich
und damit sind wir beim nächsten Punkt. Schau dir mal deinen Schrank an und beobachte, welche Teile du wirklich gern trägst und warum. Ist es das Material, der Schnitt oder die Farbe? Das alles sind Hinweise auf deinen eigenen Stil.
Dein eigener Katalog
Mache Selfies von deinen Lieblingsoutfits und klebe sie dir in deinen Schrank. An dieser Stelle kannst du auch beginnen, deinen Katalog mit einigen wenigen Stilvorbildern zu ergänzen. Such dir aus einer Zeitschrift ein paar Looks aus, die dir wirklich gefallen und nehme sie mit auf. Du sollst sie nicht nachmachen, sie sollen dich nur inspirieren.
Stoppe das Vergleichen
Ich weiß, das ist eine Lebensaufgabe. Aber je mehr dir bewusst wird, dass du dich gerade vergleichst, desto eher kannst du dich davor schützen. Freue dich, dass du etwas siehst was dir gefällt und gehe weiter. Ohne den Wunsch das auch haben zu müssen. Musst du nämlich nicht.
Du siehst, den eigenen Stil zu finden kostet überhaupt kein Geld. Im Gegenteil, es wird dir sehr viel Zeit, Geld und Frust sparen wenn du mehr das Lebst, was sich aus dir heraus ausdrücken möchte. Dann sprechen wir davon, das Innere nach Außen zu zeigen.
Falls du noch Fragen hast oder dir Hilfe bei dieser Veränderung hin zu dir wünscht, dann melde dich gern bei mir.
Liebe Grüße Dunja